„Kunst ist gefährlich“

© Nico Rademacher

Der Schriftsteller als Totengräber: Wie Max Czollek in Heidelberg versuchte, den Kanon der klassischen Musik zu zertrümmern.

Mit einer Villa hatten sie wirklich nicht gerechnet. Als der Berliner Lyriker und Essayist Max Czollek und der Pianist Daniel Gerzenberg vor ein paar Wochen in Heidelberg aus dem Zug stiegen, erwarteten sie eine kleine Wohnung, ein Airbnb für ein paar Tage und Nächte. Das vierstöckige Haus direkt am Neckar mit Flügeltüren und meterhohen Decken aber, mit drei Balkonen und eigenem Zugang zum Philosophenweg – man hätte beim Betreten ihre Gesichter fotografieren sollen. Die Unterkunft, gestellt vom Festival, versprüht die Aura eines Irving-Hotels. Die luxuriösen Räume: ein Symbol für die reaktionäre Klassik-Welt, in der die beiden Künstler ihre Sprengsätze platzieren sollten.

Heidelberg ist ein Hort der Philanthropen und Vermögensmillionäre, eine Stadt des Mäzenatentums. Gerüchte besagen, die Alliierten hätten dort keine Bomben abgeworfen, weil sie es in den Gassen so schön fanden. Und erst Eichendorff, von Arnim oder Clemens Brentano! Welcher Ort könnte besser versprechen: Hier ist alles gut und heil! Jahr für Jahr pilgern mehrere Tausend Menschen zum Festival Heidelberger Frühling, um mit Blick ins Grüne klassische Musik zu genießen. Eine Erfolgsgeschichte.

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