Eine neue Generation junger Klassiklabels lässt sich vom Geldhaben und Geldmachen der Musikindustrie nicht tangieren. Sie nehmen auf, veröffentlichen, verkaufen nur wenig – und machen weiter. Weil sie an ihre Kunst glauben.
Der Blick in die Klassikcharts an einem Nachmittag Ende Januar 2019 ist bezeichnend: Jonas Kaufmann, die Wiener Philharmoniker unter Christian Thielemann und Igor Levit stehen dort ganz oben, gefolgt von Sol Gabetta, Daniel Gerhaher, L‘Arpeggiata und Daniil Trifonov – mit Alben, die bei den Label-Riesen Sony, Warner und Universal erschienen sind. Sie spielen und singen überwiegend Musik von Bach, Schumann, Schubert, Rachmaninov, Chopin oder Mozart. Bekannte Werke, bekannte Gesichter.
Mit ihrer gigantischen Reichweite und finanziellen Stärke haben die Majors enormen Einfluss auf das allgemein präsente Repertoire und den Erfolg bestimmter Künstler*innen. Was sie in Massen auf den Markt bringen, prägt das kollektive Musik-Gedächtnis.
Spannend wird es jedoch, wenn man unter diese Oberfläche taucht – dorthin, wo Alben entstehen, die die Charts niemals erreichen werden, weil ihre Auflage schlicht zu klein ist. In Küchen, Cafés und Wohnzimmern in Köln, Berlin und Bern debattiert, tüftelt und wächst seit einigen Jahren eine neue Generation junger Klassiklabels heran, die sich von der Goliathkonkurrenz, vom Geldhaben und Geldmachen der Industrie nicht tangieren lässt. Eine Generation, die für die Kunst arbeitet, und das unter Umständen auf volles Risiko am Markt vorbei. Das ist so idealistisch, dass man sich verwundert die Augen reibt. Aber es ist wahr: Wir haben sechs von ihnen besucht.
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