Schlechte Noten

Immer mehr studierte Musiker arbeiten freiberuflich, weil es kaum feste Stellen gibt. Wie sie auf dem Markt bestehen können, haben sie nie gelernt.

Irgendwann fing Anne Sophie Bereuter an, über Alternativen nachzudenken. Fast 20 Lebensjahre hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits in ihre Ausbildung und ihr Studium als Violinistin investiert: Unterricht im Kindesalter, Musikschule, Jungstudium, den Bachelor abgeschlossen, den Master begonnen – all das mit dem Ziel, Berufsmusikerin zu werden. Zum Ende hin wollte sie ins Orchester, mit einer festen Stelle finanziell und sozial abgesichert sein, arbeiten im Dienste eines „unglaublich schönen Repertoires“.

Jetzt sitzt sie in einem Berliner Café und ist sich über ihren Berufswunsch gar nicht mehr so sicher. Bei keinem der Probespiele für unbefristete Stellen im Orchester, zu denen sie eingeladen wurde, war sie über die erste Runde hinausgekommen. Was sie bekam, waren ein Zeitvertrag bei der Deutschen Oper Berlin und eine für ein Jahr befristete Aushilfsstelle bei der Kammerakademie Potsdam. Gute Adressen. Doch alles, was darüber hinaus ging, geschah und geschieht freiberuflich – unverhofft und unfreiwillig, auf einem Markt, der von studierten Musikern, erst recht mit Violinisten, völlig überlaufen ist. „Man fragt sich schnell: Wozu braucht Berlin noch eine weitere Geigerin?“, sagt sie. „Man kann um Honorare verhandeln, wie man will, am Ende kommt doch jemand, der den Job für noch weniger Geld macht.“

… weiterlesen auf ZEIT.de