„Ich bin nur das Instrument“

© Andrea Lehmkuhl/​Sound and Picturedesign

Die Altistin Wiebke Lehmkuhl ist eine der großen Stimmen unserer Zeit.

Kurz nur taucht sie auf, die Erda, in Richard Wagners sechzehnstündigem Opernmonument Ring des Nibelungen – zweimal für insgesamt 15 Minuten. Aber was für ein Auftritt! Die Welt gerät ins Wanken, wenn diese Allwissende im Rheingold zu singen beginnt und ihr mahnendes „Weiche, Wotan, weiche“ über die Geschichte hinauswachsen lässt – sie scheint sogar weiterzuwanken, wenn alles schon vorbei ist und man diese sechs Töne, obwohl schon hundertmal gehört, plötzlich nicht mehr vergisst. Genau das passierte im März dieses Jahres, im Grand Théâtre de Genève, wo in der Rolle der Erda die Altistin Wiebke Lehmkuhl auf der Bühne stand. Was sie da sang und wie sie es sang, so glockentief und voluminös, furchterregend und warm und dabei im Duktus klar wie ein Knabenalt – das hypnotisierte, erleuchtete: So klingt also eine moderne Erda, unmissverständlich, fordernd, mitunter gar wütend – mit scharfem Biss in der Stimme, wenn sie im „Siegfried“ dem als Wanderer verkleideten Wotan ihr „Du bist nicht, was du dich nennst“ entgegenschleudert. Es ist eine von vielen Nebenrollen, die Wiebke Lehmkuhl bisher verkörperte – und der sie etwas bis dato unbekannt Dunkles, Glamouröses verliehen hat.

Anfang Juni, etwa zweieinhalb Monate nach dem Abend in Genf, ist die 36-Jährige wieder zurück in Deutschland, auf Tournee mit dem Dirigenten Teodor Currentzis. Völlig anderes Ambiente, anderes Programm: Brahms’ Alt-Rhapsodie im Konzerthaus Dortmund. „What a beautiful voice“, soll Currentzis gesagt haben, als er sie zum ersten Mal hörte. Brahms, sagt Wiebke Lehmkuhl fast entschuldigend, liege ihr aber auch sehr gut, und lacht. Am Morgen vor dem Konzert hat sie sich Zeit genommen für ein ausführliches Frühstück.

… weiterlesen auf ZEIT.de

© Andrea Lehmkuhl/​Sound and Picturedesign