Grinsende Statuen, Konterfeis in Schaufenstern, rote Schals und Plätzchen

© Erich Lessing/​akg

Bonn feiert den Komponisten mit Konzerten, Ausstellungen und einem Veranstaltungsmarathon – und tut sich dennoch schwer mit seinem größten Sohn. Ein Ortstermin

Ein Dezembermontag in Bonn, Weihnachtsmarkt. Statt eines Baumes steht in der Mitte des Münsterplatzes die mit Lichtringen geschmückte Beethoven-Statue. Man muss als ortsunkundiger Mensch ein bisschen suchen, um sie zu finden: hinter einem ratternden, klingelnden „Bonner Riesenrad“. Menschen essen Crêpes, Lautsprechermusik schallt, überall treten Füße, knautschen Daunenjacken, murmeln Stimmen, und der, der in der Mitte thront, thront vor sich hin. Groß und fern und dunkel vor dem Lichtorkan, seltsam deplatziert wirkend.

In diesem Jahr feiert die Welt den 250. Tauftag (Beethovens Geburtstag ist nicht bekannt) des Stein gewordenen Hünen, und Bonn präsentiert sich als die Hauptstadt der Feierlichkeiten. Über 300 Veranstaltungen werden es sein, Konzerte, natürlich, aber auch Ausstellungen, Lichtinstallationen oder die durch eine künstliche Intelligenz vervollständigte Zehnte Sinfonie auf der Bühne. Dazwischen eine ganze Menge Vermarktungs-Gimmicks statt Musikvermittlung, aber das gehört wohl dazu wie die Mozartkugel zu Salzburg.

Da rollt ein Beethovenscher Overkill auf den Ort zu, der im Grunde aber ganz gut zur Arbeit des „Genies“ passt: eine kleine Idee, aus der am Ende eine riesengroße, pompöse Sinfonie entsteht. Auf dem Weg dorthin wird in den Skizzen viel gestrichen, korrigiert und übermalt und mitunter mit dem Hobel so lange auf dem Notenblatt herumgekratzt, bis es reißt. Bonn wird zum Spiegel seines berühmtesten Sohnes.

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