„You can’t escape who you are“

(c) elizabeth leitzell

Es wäre falsch zu behaupten, dass, wie bei vielen Jazz- und klassischen Musiker*innen, auch bei Lakecia Benjamin alles mit den großen männlichen Vorbildern anfing – den Ältesten, den Genies: vor allem Charlie Parker, Charles Mingus, Kenny Garrett, John Coltrane, Duke Ellington, diese fünf. Zwar war Duke Ellingtons Musik der erste Jazz, den Lakecia Benjamin als Jugendliche zu Hause hörte – Saxophon spielte sie zu diesem Zeitpunkt aber schon lange. In ihrer vor allem hispanisch geprägten Nachbarschaft des Manhattener Stadtteils Washington Heights gehörte der Sound des Instruments allerdings zu Merengue, Bachata und Salsa, zu Partys im Viertel und Geburtstagen. Lakecia Benjamin spielte „für die Leute auf der Straße“, wie sie im Gespräch sagt – ein radikal anderes Publikum als heute.

Denn 2024 ist sie eine der gefragtesten Jazzsaxophonistinnen überhaupt, bekam vergangenes Jahr den Deutschen Jazzpreis. Dabei spielte Lakecia Benjamin viele Jahre auf Bühnen, die kaum unterschiedlicher sein könnten: viel Soul und Funk, dann Konzerte mit Missy Elliott und Alicia Keys, The Roots und Macy Gray, sie stand bei Auftritten mit Stevie Wonder und Prince auf der Bühne und im Weißen Haus.

Im Gespräch nennt sie all diese Namen nicht, geht galant über die Frage hinweg, formuliert ihre künstlerische Entwicklung lieber so: mit „vielen Hip-Hop-Künstler*innen“ hätte sie in der Vergangenheit gearbeitet und in „verschiedenen Genres, mit verschiedenen Sachen, verschiedenen Leuten“. Irgendwann habe sie allerdings das Gefühl gehabt „auf Autopilot“ zu fliegen, ihr fehlte die Herausforderung.

Und so ging Lakecia Benjamin dorthin zurück, wo sie begann, wo alles begann – auf gewisse Weise zurück zu den Ältesten, und von da aus zu sich selbst, zu dem Besten, was sie musikalisch hervorbringen könnte, wie sie sagt. Allerdings waren die Protagonist*innen unter den Ältesten nicht ausschließlich die Parkers und Ellingtons der Vergangenheit, sondern vor allem die großen Frauen des Jazz wie Alice Coltrane, Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Bessie Smith, Dianne Reeves, Blanche Calloway, Mary Lou Williams, Lil Hardin Armstrong oder Nina Simone.

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Bild: (c) elizabeth leitzell